Julie Vera entwirft Kleidung mit Sorgfalt
Komme mit in den Maschinenraum, wenn uns die Modedesignerin Julie Vera einen Einblick in eine komplexe Welt gibt, umgeben von Fasern, Messgeräten, Strickmethoden, Marken-DNA und allem dazwischen.
Wir treffen Julie Vera in einem grünen Besprechungsraum der Marke JBS Dänemark. Ein Baum mit ausladenden, grünen Blättern wächst auf der Tischplatte eines langen Tisches, der in der Mitte des Raumes steht. Der Tisch besteht im Übrigen aus recycelten Materialien. An den Wänden befinden sich die Vitrinen aus Glas, die alle ihre eigene visuelle Geschichte einer nachhaltigen Textilfaser erzählen. Es besteht kein Zweifel daran, dass es sich um eine Marke handelt, bei der Innovation und Nachhaltigkeit die Grundlagen sind.
Julie Vera, seit zwei Jahren die leitende Designerin bei JBS Dänemark, hat uns zu einem Vortrag über das, was sie selbst Design mit Sorgfalt nennt, begrüßt.
”Menschen sind oft überrascht, wenn ich erzähle, was ich eigentlich genau mache. Wie mein Alltag als Designerin tatsächlich aussieht”, so beginnt unser Gespräch mit Julie Vera, die ausgebildete Textildesignerin bei TEKO ist.
Tatsächlich war auch Julie Vera selbst ein bisschen überrascht, da sie an der Designschule anfing.
„Bevor ich an der Designschule begann, dachte ich eigentlich auch, dass es beim Entwerfen von Kleidung sehr um übertriebene Designs, Handskizzen und Couture geht. Das stimmt natürlich auch, aber es steckt einfach so viel mehr dahinter – zum Glück! “.
Ein Prozess mit vielen Aspekten
Julie Vera erzählt mit einer eindeutigen Leidenschaft in der Stimme davon, wie der Prozess, eine neue Kollektion zu entwerfen, stets auf gleiche Weise beginnt.
„Ich beginne immer damit, die DNA der Marke als Ausgangspunkt zu nehmen. Ich muss in die Stimmung kommen. Hier ist es wichtig, sich die Strategie, Zielgruppe, das Image, den Ausdruck und die Werte der Marke anzusehen. Das ist wie die Grundlage für den Rest des Designprozesses.“
„Jetzt beginnt der Teil, der den Kern des Designprozesses ausmacht“, sagt Julie Vera und lächelt.
Sie sitzt jetzt direkt auf der Stuhlkante, ganz offensichtlich voller Begeisterung über das, was sie nun erzählen wird.
„Es ist ein Prozess, an dem viele verschiedene Menschen mit vielen verschiedenen Kompetenzen beteiligt sind. Zusammen mit Produktentwicklern, Materialexperten und Produktionsmitarbeitern ist es meine Aufgabe, einige ziemlich wichtige Fragen zu beantworten: Was soll das Produkt rein funktionsmäßig leisten können und in welchem Kontext soll es eingesetzt werden? Wie stellen wir einen Stoff zusammen, der genau zu dem passt, was das Produkt leisten soll? Und ist das überhaupt möglich? Wir untersuchen Fasern und Mischungsverhältnisse, Härten beim Spinnen des Garns, Strickmethoden und verschiedene Oberflächen. Tatsächlich ist nichts dem Zufall überlassen“, sagt sie und lächelt erneut.
Erst im Anschluss hieran beginnt Julie Vera von dem zu sprechen, was wohl die meisten mit Design verbinden.
„Wenn wir wissen, was das Produkt können soll, und gleichzeitig wissen, dass dies in Bezug auf Materialien und Verarbeitungsmethoden auch möglich ist, kann ich mit dem visuellen Design beginnen. Einige werden wahrscheinlich sagen, dass das ein ziemlicher Umweg ist, aber hier antworte ich immer: Ein Design muss in der Praxis realisierbar sein, sonst ist es nur eine gute Idee.“
In dem Raum, in dem wir sitzen, sind einige Produkte von JBS Dänemark ausgestellt. Es sind alles einfarbige Grundprodukte, und es mag augenblicklich überraschend wirken, dass die Entwicklung von einfarbigen Produkten einen so großen Designprozess darstellt, aber Julie Vera betont, dass dies tatsächlich der Fall ist.
„Je einfacher und sauberer ein Produkt im Design ist, desto mehr achtet man auf die Qualität und die Details in der Konstruktion. Ich liebe es, die Details zu verfeinern und mit den besten Qualitäten zu arbeiten. Man kann aus nachhaltigen Materialien ein langlebiges Produkt herstellen, aber wenn die Kleidung optisch nicht ansprechend ist, spielt das alles keine Rolle. Es muss ein guter Zusammenhang zwischen allen Aspekten bestehen. Wenn man über Haltbarkeit spricht, verwende ich auch oft den Begriff „emotionale Haltbarkeit“. Damit meine ich, dass ein Kleidungsstück jetzt toll sein sollte, aber es sollte auch in einem Jahr noch ansprechend sein. Das kann eine schwierige Aufgabe sein, aber es ist genau das, wonach wir bei der Entwicklung von JBS Dänemark ständig streben. Unsere Kunden müssen Lust darauf haben, die Kleidung immer wieder zu tragen - wenn dies der Fall ist, ist unsere Kleidung noch nachhaltiger ", betont Jule Vera.
Sobald der visuelle Ausdruck und das Design an ihrem Platz sind, beginnt der Dialog mit den Konstrukteuren und Konstrukteurinnen.
„Bevor die Kleidung in Produktion geht, werden alle Details von den Konstrukteuren korrigiert, die sicherstellen, dass die Kleidung in Bezug auf Passform, Haltbarkeit und Nähdetails perfekt ist“, erzählt Julie Vera.
„Wenn ich zusammenfassen soll, was das Konzept Design mit Sorgfalt beinhaltet, so muss die Kleidung gut aussehen und aus guten, nachhaltigen Materialien bestehen. Sie muss so produziert werden, dass sie sowohl funktionell als auch emotional lange hält, und dann muss sie auch richtig passen - auch nach 30 Waschgängen.“